{"id":6176,"date":"2020-09-09T19:52:32","date_gmt":"2020-09-09T17:52:32","guid":{"rendered":"https:\/\/www.diako-harz.de\/?p=6176"},"modified":"2020-12-10T13:21:57","modified_gmt":"2020-12-10T12:21:57","slug":"presse-pressemeldungen-2020-tag-des-alkoholgeschaedigten-kindes","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.diako-harz.de\/presse-pressemeldungen-2020-tag-des-alkoholgeschaedigten-kindes\/","title":{"rendered":"Pressemitteilung"},"content":{"rendered":"

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9. September 2020: Tag des alkoholgesch\u00e4digten Kindes\u00a0<\/h1>\n

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Im Gespr\u00e4ch zum Tag des alkoholgesch\u00e4digten Kindes (von links): Dr. med. Andreas Gerhardt, Oberarzt der Kinderklinik des Harzklinikums Dorothea Christiane Erxleben, Nicole H\u00f6pner, Sachgebietsleiterin Sozialp\u00e4dagogischer Fachdienst des Jugendamtes des Landkreises Harz, sowie Dr. med. Eckart Grau, \u00c4rztlicher Direktor des Diakonie-Krankenhauses Elbingerode. (Foto: Anabel Zwerschke\/Diakonie-Krankenhaus Harz GmbH)<\/h4>\n

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Wenn Schwangere Alkohol trinken<\/h2>\n

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Interview zum Tag des alkoholgesch\u00e4digten Kindes am 9. September 2020<\/p>\n

Elbingerode.<\/strong> Ein bis zwei Prozent der deutschen Bev\u00f6lkerung war noch im Mutterleib bereits betrunken. Pro 10 000 Einwohner in Deutschland gibt es derzeit 177 Kinder, die lebenslange Sch\u00e4den wie Fehlbildungen, geistige Behinderungen, Entwicklungs- und Wachstumsst\u00f6rungen und extreme Verhaltensauff\u00e4lligkeiten wegen des Alkoholkonsums ihrer M\u00fctter w\u00e4hrend der Schwangerschaft davongetragen haben. Diese aktuellen Zahlen nennt der FASD Deutschland e.V., hochgerechnet auf die Einwohnerzahl der Bundesrepublik bedeutet das: 1,45 Millionen Menschen waren und sind davon betroffen – soviele wie M\u00fcnchen Einwohner hat. Zudem wird eine gro\u00dfe Dunkelziffer vermutet, auch deshalb, weil es in Deutschland keine Meldepflicht \u00fcber die Geburten von Kindern mit FASD gibt. Als FASD bezeichnen Mediziner die Fetalen Alkohol-Spektrumsst\u00f6rungen (Fetal Alcohol Spectrum Disorder). Dennoch werden die Gefahren von Alkoholkonsum w\u00e4hrend der Schwangerschaft werden noch immer untersch\u00e4tzt. Anl\u00e4sslich des Tages des alkoholgesch\u00e4digten Kindes am 9. September \u00e4u\u00dfern sich drei Experten zu diesem Thema: Nicole H\u00f6pner, Sachgebietsleiterin des Sozialp\u00e4dagogischen Fachdienstes im Jugendamt der Kreisverwaltung, Dr. med. Andreas Gerhardt, Oberarzt an der Klinik f\u00fcr Kinder- und Jugendmedizin am Harzklinium Dorothea Christiane Erxleben und Dr. med. Eckart Grau, \u00c4rztlicher Direktor der Rehabilitationsklinik f\u00fcr Abh\u00e4ngigkeitserkrankungen im Diakonie-Krankenhaus Elbingerode.<\/p>\n

Welche Folgen hat der Alkoholkonsum w\u00e4hrend der Schwangerschaft f\u00fcr die Geburt und diefr\u00fchkindliche Entwicklung?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Andreas Gerhardt: <\/strong>Der Alkohol gelangt aus dem Blut der Mutter direkt in den Kreislauf des ungeborenen Kindes – ohne den Umweg \u00fcber die Leber wie bei Erwachsenen. Dort verteilt er sich und wirkt unmittelbar sch\u00e4digend auf alle Zellen und deren Teilung, also auf die Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Bereits kleine Mengen reichen aus, um wachsende Organe und das Nervensystem des Kindes zu sch\u00e4digen. Die Folgen sind weitreichend: eine erh\u00f6hte Abort- und Fehlgeburtenrate, Fr\u00fchgeburten, Fehlbildungen. Die Neugeborenen trinken schlecht und nehmen deshalb schlecht zu. Sie haben je nach Schwere des Alkoholkonsums ihrer Mutter Entzugserscheinungen.<\/p>\n

Gibt es ein genaues Krankheitsbild?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Andreas Gerhardt:<\/strong> Nein, das ist die Krux. Die Symptome treten sehr unspezifisch und in unterschiedlicher Intensit\u00e4t auf. Die Fetale Alkohol-Spektrumsst\u00f6rung (FASD) umfasst das Fetale Alkoholsyndrom (FAS), das Partielle Fetale Alkoholsyndrom (pFAS) sowie alkoholbedingte Geburtssch\u00e4den und neurologische Entwicklungsst\u00f6rungen. Sichtbar ist nur das FAS als Spitze des Eisberges: Ein Krankheitsbild mit Leitsymptomen wie Kleinwuchs, Gesichtsauff\u00e4lligkeiten, unterschiedlich stark ausgepr\u00e4gten Entwicklungsst\u00f6rungen, intellektuellen Beeintr\u00e4chtigungen, kognitiven St\u00f6rungen und Verhaltensst\u00f6rungen. Die meisten von partieller FAS betroffenen Kinder bleiben hingegen unentdeckt oder werden diagnostisch falsch eingeordnet, weil die Symptome denen anderer Krankheitsbilder \u00e4hneln.<\/p>\n

Ist FASD heilbar?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Eckart Grau:<\/strong> Nein. Wie bei der Suchterkrankung ist auch FASD nicht heilbar. Das Leben der alkoholgesch\u00e4digten Kinder kann nur entsprechend ihrer besonderen Bed\u00fcrfnisse gestaltet werden, und das am besten nach einer sehr fr\u00fchen Diagnose.<\/p>\n

Das Jugendamt hat Einblicke in famili\u00e4ren Situationen. Mit welchen Problemen in ihrer sozialen Entwicklung sind diese Kinder konfrontiert?<\/strong><\/em><\/p>\n

Nicole H\u00f6pner:<\/strong> Das Hauptproblem liegt im unentdeckten Alkoholsyndrom der Kinder: Die Erscheinungsbilder der Kinder sind zun\u00e4chst normal. Der Alkoholismus in Familien wird oftmals \u00f6ffentlich geheim gehalten, Sorgeberechtigte handeln aus Unwissenheit oder mangelndem Interesse. Meist treten dann aber im Kindergarten oder in der Schule Beziehungsprobleme auf. Das Lernen f\u00e4llt den Kindern schwer. Sie werden ausgegrenzt, weil sie nicht in der Lage sind, mit Gleichaltrigen mitzuhalten.<\/p>\n

Welche F\u00f6rderungsm\u00f6glichkeiten gibt es f\u00fcr Kinder mit FASD?<\/strong><\/em><\/p>\n

Nicole H\u00f6pner:<\/strong> In erster Linie werden \u00fcber das Jugendamt Hilfen “installiert”, um die Probleme der Eltern und des Kindes gemeinsam l\u00f6sen zu k\u00f6nnen. Wir vermitteln diese Betroffenen an unsere Netzwerkpartner wie Sozialp\u00e4diatrische Zentren, Integrationshelfer, Familienhebammen, Integrative Kindertagesst\u00e4tten, etc.Es gibt aber auch F\u00e4lle, bei denen sich die Mutter aus ganz unterschiedlichen Gr\u00fcnden sich nicht mehr um ihr Kind k\u00fcmmern kann. Dann vermitteln wir an Pflegestellen. Zu FASD: Im Harzkreis sind derzeit cirka zehn Prozent der Pflegekinder alkoholgesch\u00e4digte Kinder.<\/p>\n

Alkohol in der Schwangerschaft ist sch\u00e4dlich. Das ist jedem bekannt, dar\u00fcber sprechen die Gyn\u00e4kologe w\u00e4hrend der Schwangerschaft mit den werdenden M\u00fcttern. Warum gibt es dennoch so viele alkoholgesch\u00e4digte Kinder?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Eckart Grau:<\/strong> Frauen gehen in der Regel anders als M\u00e4nner mit ihrem Alkoholproblem um: Sie trinken heimlich. Sie sind st\u00e4ndig dem inneren Konflikt ausgesetzt: F\u00fcrsorglich dem Kind gegen\u00fcber sein oder der eigenen Sucht verfallen. Meist siegt die Sucht. Ich bezweifle, dass schwangere Frauen mit einem Alkoholproblem wirklich regelm\u00e4\u00dfig zum Frauenarzt gehen. Sie sch\u00e4men sich in dieser Situation.\u00a0<\/p>\n

Sind Kinder, die im Mutterleib Sch\u00e4den durch Alkohol davongetragen haben, suchtgef\u00e4hrdeterals andere?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Eckart Grau:<\/strong> Ja. Und dieser Zusammenhang ist schon gegeben, wenn allein der Vater des Kindes suchtkrank ist.<\/p>\n

Welche pr\u00e4ventiven Ma\u00dfnahmen erachten Sie als geeignet, den Alkoholkonsum vonSchwangeren zu verhindern?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Eckart Grau:<\/strong> Vor allem m\u00fcssen wir immer wieder \u00fcber die Folgen aufkl\u00e4ren: Schon kleine Mengen Alkohol w\u00e4hrend derSchwangerschaft ziehen lebenslange Sch\u00e4den f\u00fcr das ungeborene Kind nach sich. Alkohol ist ein Zellgift f\u00fcrden Menschen. Das gilt f\u00fcr jedes Alter. Die einzige Pr\u00e4vention ist, gar keinen Alkohol zu trinken.
Au\u00dferdem m\u00fcssen wir unser Netzwerk aus Kinder\u00e4rzten, Gyn\u00e4kologen, Suchtmedizinern, dem Jugendamt,dem Netzwerk fr\u00fche Hilfen des Landkreises Harz weiter ausbauen und intensivieren. Wir brauchen indieser pr\u00e4ventiven Arbeit kurze Kommunikationswege der handelnden Personen, um gemeinsam mit denPatientinnen und ihren Angeh\u00f6rigen etwas erreichen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Wie sollten Ihrer Meinung nach Kinder mit FASD gesellschaftlich integriert werden?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Andreas Gerhardt:<\/strong> Bei einem Kind mit FASD gibt es eine gro\u00dfe Diskrepanz zwischen den Erwartungen, die an das Kind gestellt werden und dem, wozu das Kind \u00fcberhaupt in der Lage ist. Das f\u00fchrt zu Verzweiflung des Kindes und der Menschen im Umfeld. Die Biografie des Kindes ist oftmals nachhaltig gest\u00f6rt, weil die Einschr\u00e4nkungen nicht in den Zusammenhang mit der Diagnose gebracht werden.Alkoholgesch\u00e4digte Kinder brauchen dringend den Schutz der Behinderung und damit die besondere F\u00f6rderung. Voraussetzung, diesen Kindern geeignete F\u00f6rder- und Unterst\u00fctzungsm\u00f6glichkeiten zu bieten, sind die fr\u00fchzeitige Diagnose und die Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Krankheit.<\/p>\n

Welche Ma\u00dfnahmen zur fr\u00fchzeitigen Diagnose schlagen Sie konkret vor?<\/strong><\/em><\/p>\n

Dr. med. Andreas Gerhardt:<\/strong> Wir brauchen eine systematisierte Fr\u00fchdiagnostik: Kurz nach der Geburt werden wichtige Untersuchun- gen wie zum Beispiel zur fr\u00fchzeitigen Erkennung von Stoffwechselerkrankungen oder H\u00f6rsch\u00e4digungen durchgef\u00fchrt. Diese Erkrankungen treten aber im Vergleich zu FASD sehr viel seltener auf. W\u00fcrden wir ein Screening f\u00fcr FASD standardisiert durchf\u00fchren und entsprechende Daten erfassen, dann k\u00f6nnte dem betroffenen Kind fr\u00fchzeitig geholfen und einiges an H\u00fcrden in seinem Leben erspart werden.<\/p>\n

Als Fazit bleibt:<\/strong><\/p>\n

Alkoholkonsum ist in Deutschland ein kulturelles Gut, das wird jedoch nicht umfassend reflektiert. Die Folgen des Alkoholkonsums sind nicht ausreichend im Blick. Au\u00dferdem ist die Problematik in unserer Gesellschaft mit Begriffen wie Verantwortung und Schuld verkn\u00fcpft. Hierbei gilt es nicht, der Mutter des Kindes die alleinige Verantwortung zuzuweisen. Die Frage ist vielmehr: Will eine zutiefst co-abh\u00e4ngige Gesellschaft die Verantwortung f\u00fcr alkoholgesch\u00e4digte Kinder (FASD) auf sich nehmen?<\/p>\n

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